Wir können auch anders

Der konsequente Streik der Sicherheitskräfte an den Flughäfen in Hamburg und NRW hat deutliche Lohnsteigerungen gebracht.
Niedriglohn-Arbeiter könnten nicht streiken und sie seien nicht bereit, sich zu organisieren. Dieses Vorurteil haben die Kollegen des Sicherheitsgewerbes an den Flughäfen in Nordrhein-Westfalen und Hamburg beeindruckend widerlegt. Sie haben konsequent für ihre Ziele gestreikt, haben sich gewerkschaftlich organisiert und dem Druck des Arbeitgebers nicht nachgegeben. Das Ziel einer deutlichen Lohnerhöhung auf 14,50 € pro Stunde wurde mit 14,- € fast erreicht, in Nordrhein-Westfalen mit 16,50 sogar überstiegen. Nach neun ganztägigen Streiktagen und zwei Schlichtungsverhandlungen lag ein Schlichterspruch vor, der von den Beschäftigten angenommen wurde.

 

Wie kam es zu diesem Erfolg? Ein Absturz der Löhne ging allem voraus. Vor zehn Jahren wurden die Sicherheitskontrollen an den Flughäfen privatisiert. Die Löhne sind auf knapp über 7,- € gefallen. Erst jetzt wurde das Niveau erreicht, das vor der Privatisierung bestand. Die Kollegen wollten nun zeigen: „Wir können auch anders“ und haben gestreikt, wie der Landesleiter des ver.di-Fachbereichs „Besondere Dienstleistungen“ in Hamburg, Peter Bremme in einem Interview mit der Tageszeitung „junge Welt“ vom 18.04.2013 erklärt. Das wichtigste Argument für den Kampf war der Zustand, dass viele trotz Arbeit Zuschüsse vom Jobcenter beantragen mussten, um die Familie ernähren zu können. Wenn die Stundenlöhne bisher gestiegen waren, wurde sofort die Wochenarbeitszeit gesenkt, da es sich überwiegend um Teilzeitstellen handelt. Damit blieb die Lohnsumme immer viel zu niedrig. Das war der springende Punkt für die 14,50 €. Damit kann man auch bei einer Teilzeitstelle mit 30 Stunden halbwegs ohne Jobcenter leben. Die Kollegen waren an einem Punkt angelangt, „an dem es viel versprechender ist, durch eigene Gegenwehr den Arbeitsplatz zu riskieren, als weiter in zwei oder drei Jobs nebeneinander zu arbeiten, um nur mit dem Nötigsten durchzukommen“ wie Peter Bremme berichtet.

Das Ziel war also klar, die Notwendigkeit auch. Den Kollegen ist es außerdem gelungen auch die richtige Taktik anzuwenden: Die Initiative lag immer bei den Streikenden, nicht beim Arbeitgeber. Wer die Musik bestimmen will, muss den Ton angeben. Genau so haben die Streikenden in Hamburg und NRW gehandelt – mit Erfolg. Sogar Wachleute aus dem privaten Bereich haben sich angeschlossen, die auf sich alleine gestellt, nicht so eine große Kampfkraft hätten entwickeln können. Der Streik hatte also Signalwirkung.